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Titel:

Die Aufgabe des MUSC im Bereich der extraterrestrischen Forschung

Autor(en):
K. Wittmann
Zusammenfassung:
Das Deutsche Nutzerzentrum für Weltraumexperimente MUSC wird getragen von den DLR-Instituten für Raumsimulation und Luft- und Raumfahrtmedizin. Seit 1979 unterstützt MUSC material- und biowissenschaftliche Experimente unter reduzierter Schwerkraft. Seit einigen Jahren nutzen auch Wissenschaftler aus anderen Disziplinen, speziell aus dem Bereich der extraterrestrischen Forschung, das MUSC. Insgesamt wurden etwa 250 Experimente unterstützt. Die Ziele des Nutzerzentrums MUSC sind, (- den Zugang zu Weltraumexperimenten zu erleichtern und für neue Nutzerkreise zu erschliesen, (- durch technische und wissenschaftliche Unterstutzung bei Vorbereitung, Durchfuhrung und Auswertung von Experimenten zum wissenschaftlichen Erfolg beizutragen, (- Kosten zu reduzieren durch den Einsatz konzentrierter Erfahrung. Die Aufgaben des MUSC im Bereich der extraterrestrischen Forschung sollen am Beispiel eines durchgeführten und eines geplanten Experimentes verdeutlicht werden. Beide Experimente haben einen Bezug zu kosmischem Staub, dem Baumaterial fur die Entstehung eines Planetensystems. Durch Kondensation in der Gashülle von Sternen bilden sich nach J. M. Greenberg Silikatkerne von etwa 0.1 µm Durchmesser, die von einem Mantel aus eisformigem CO, H2O, CH4, NH3, etc. umgeben sind. Bei der EURECA-Mission gelang es J. M. Greenberg, sein Modell über die chemischen Reaktionen in kosmischen. Staubpartikeln zu verifizieren. Im Mantel simulierter Staubpartikel bildeten sich in der Weltraumumgebung recht komplexe organische Molekule. Das Infrarotspektrum des simulierten kosmischen Staubes nach dem Flug auf der EURECA-Mission stimmte überraschend gut überein mit den Infrarotdaten aus Teleskopbeobachtungen von Wolken kosmischen Staubes. Die Unterstützung des MUSC für dieses Experiment umfaßte zahlreiche Laborversuche zur Simulation der Weltraumumgebung, technische Unterstützung bei der Realisierung des Flugexperimentes mit der Anlage Exobiology und Radiation Assembly ERA, eine Mehrzweckanlage der Eureca-Nutzlast sowie die Überwachung und Steuerung des Experimentes und der Experimentanlage während der Mission. Direkten Zugang zum ursprünglichen Baumaterial des Sonnensystems kann die Untersuchung eines Kometenkernes liefern. Kometen stellen Überbleibsel aus der Entstehungszeit des Sonnensystems dar. In der Oortschen Wolke, weit entfernt von der Sonne (10^4 bis 10^5 Astronomische Einheiten) bei tiefer Temperatur (um 15 K) befinden sich etwa 100 000 potentielle Kometenkerne, d.h. Zusammenballungen kosmischen Staubes. Durch Störungen gelangen einzelne dieser Kometenkerne auf Bahnen in Sonnennahe und werden damit als Kometen sichtbar. In einem Experiment von H. Rosenbauer (MP Ae Lindau) soll Material unterhalb der Oberfläche eines Kometenkernes durch einen Bohrer erschlossen, in einem Pyrolyseofen in gasförmige Stoffe umgesetzt und durch Gaschromatographie und Massenspektrometrie untersucht werden. Dieses Experiment ist Teil der ROSETTA-Mission der ESA. Das ROSETTA-Raumfahrzeug wird nach einem Start im Januar 2003 im Jahr 2011 in eine Bahn um den Kern des Kometen Wirtanen einschwenken und ein Landefahrzeug aussetzen. Das Landefahrzeug trägt neben dem genannten Experiment weitere Instrumente zur chemischen Charakterisierung des Kometenkernes, ein Kamerasystem sowie Experimente zur Messung physikalischer Größen und zur Ermittlung der inneren Struktur des Kometenkernes. Das Nutzerzentrum MUSC unterstützt die Experimentatoren bei Vorbereitung und Betrieb der Instrumente des ROSETTA Landers. Darüberhinaus übernimmt die DLR die Systemführung beim Bau des Landers und die Verantwortung für das Thermalsystem, die Struktur, die Integration, das Testprogramm und die Betriebsaufgaben. Die als Beispiel gewählten Experimente werden im wissenschaftlichen Zusammenhang vorgestellt, die Missionen und das Nutzerunterstützungsprogramm des MUSC erläutert.
Veranstaltung:
9. Raumfahrt-Kolloquium an der Fachhochschule Aachen; 1996
Medientyp:
Conference Paper
Sprache:
deutsch
Format:
21,0 x 29,7 cm, 7 Seiten
Veröffentlicht:
DGLR-Bericht, 1996, 1996-03, 9. Raumfahrt-Kolloquium an der Fachhochschule Aachen; S.65-71; 1996; Deutsche Gesellschaft für Luft- und Raumfahrt - Lilienthal-Oberth e.V., Bonn
Preis:
NA
ISBN:
ISSN:
Kommentar:
Klassifikation:
Stichworte zum Inhalt:
Verfügbarkeit:
Bibliothek
Veröffentlicht:
1996


Dieses Dokument ist Teil einer übergeordneten Publikation:
9. Raumfahrt-Kolloquium an der Fachhochschule Aachen