J. von Puttkamer

Die Expedition zum Mars sollte als die Krönung einer schrittweisen und oft schmerzlich langsamen Entwicklung der bemannten Raumfahrt betrachtet werden, die viele Jahrzehnte beanspruchen dürfte. Obwohl Wernher von Braun dieses prophetische Zitat bereits vor 40 Jahren äußerte, ist es heute zutreffender denn je. Die "schmerzlich langsame" Entwicklung hat schon vor langer Zeit begonnen, nun gewinnt sie in unseren Tagen zunehmend an Tempo. Nach zwanzigjähriger Pause, die nur von drei (allerdings fehlgegangenen) robotischen Marsmissionen unterbrochen wurde -- zwei der UdSSR, eine der USA -- machen sich derzeit gleich drei Forschungssonden auf den Weg zum roten Planeten Mars; vor zwei Wochen startete die NASA den Mars Global Surveyor (MGS); ihm folgen die russische Landerund Penetratormission Mars 96 und der NASALander Pathjinder mit dem ferngesteuerten SechsradFahrzeug Sojourner. Weitere Orbiter und Landegeräte folgen im zwei Jahres Takt bis ins erste Jahrzehnt nach 2000, und schließlich der Mensch. Jäh in den Brennpunkt des öffentlichen Interesses rückte Mars durch die kürzliche Entdeckung vermutlicher Lebensformen in seiner Vergangenheit. Das legt die Möglichkeit nahe, daß es auch heute noch Leben auf ihm gibt. Als Folge fragt die Öffentlichkeit häufiger denn je zuvor, wann der Mensch zum Mars fliegt, und ob sich dieser Nachbarplanet überhaupt zur einstmaligen Fußfassung durch menschliche Siedler eignet. Das Referat beschreibt zunächst das gegenwärtige Programm der Marsforschung durch unbemannte, d.h. robotische Sonden und die ihm gestellten Aufgaben. Anschließend geht es auf die Rolle des Menschen in diesem sich über einen langen Zeitraum erstreckenden Programm ein und beschreibt. die an die Technik zu stellenden Forderungen zur Ermöglichung bemannter Expeditionen zum Mars und seiner einstmaligen Besiedlung. Es wird gezeigt, daß die Erschließung unserer Nachbarwelt ein multinationales Megaprojekt des nächsten Jahrtausends sein wird, dessen Begründung globale kulturelle, bewußtseinsbildende und mit dem weiteren Bestehen und Wachstum der Gattung Mensch verbundene Aspekte einschließt.

9. Raumfahrt-Kolloquium an der Fachhochschule Aachen; 1996

Conference Paper

deutsch

21,0 x 29,7 cm, 8 Seiten

DGLR-Bericht, 1996, 1996-03, 9. Raumfahrt-Kolloquium an der Fachhochschule Aachen; S.57-64; 1996; Deutsche Gesellschaft für Luft- und Raumfahrt - Lilienthal-Oberth e.V., Bonn

NA

Bibliothek

1996