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Titel:

Zur Physik und Technik des 84-Minuten-Pendels als Hauptelement der Trägheitsortungsanlage

Autor(en):
S. Reisch
Zusammenfassung:
Die Aufgabenstellung des 84-Minuten-Pendels ist bekanntlich bereits im Jahre 1923 von Schuler formuliert worden. Die Spekulationen über eventuelle Verwirklichungsmöglichkeiten waren aber fast zwei Jahrzehnte lang in einer offenbar verfehlten Richtung festgefahren. Das zu jener Zeit allein als Ausgangspunkt einer denkbaren Realisierung in Betracht gezogene sogenannte "Kreiselpendel" ist im mathematisch-physikalischen Sinne überhaupt kein Pendel und konnte bestenfalls eine grobe technische Behelfslösung für allgemeine steuerungstechnische Zwecke darstellen, bei denen rhan Lotabweichungeri von einigen Graden in Kauf nehmen konnte. Für die enormen Genauigkeitsanforderungen der Trägheitsortung schien eine geradlinige Weiterentwicklung auf dieser Basis grundsätzlich ausgeschlossen. Abgesehen von der praktischen Unmöglichkeit, die verlangte Periode von 84 Minuten zu erreichen, ist die durch das Koppelsystem des Kreiselpendels bewirkte Verknüpfung der Vorgänge in den beiden Achsenrichtungen als geradezu prohibitiv anzusehen. Auf der Basis des damals noch vorherrschenden, rein mechanischen Denkens wurde daher die technische Lösbarkeit des Problems noch im Jahre 1941 und lange nachher von hervorragenden Experten in das Reich der Unmöglichkeit verwiesen - wie überhaupt der gesamte damit zusammenhängende Problemkomplex der Trägheitsnavigation selbst. Erst mit der Entdeckung des Prinzips der Lotverdrehungsmessung als Basis einer außenweltunabhängigen Messung der Ortsveränderung (1941) wurde der Weg für die gesamte weitere Entwicklung auf diesem Gebiet frei, da es damit gelungen war, selbst die schärfsten Gegner aller derartigen Projekte von der Möglichkeit einer sogenannten Trägheitsnavigation auch über lange Navigationsperioden zu überzeugen. Der Vortrag zeigt, wie aus dem Bestreben nach Verbesserung der einfachsten Grundanordnung für die Ortung nach dem Lotwinkelverfahren auf ganz natürliche Weise und vollständig unabhängig von den Schulerschen Gedankengängen die simultane Lösung des Doppelproblems der Ortung und des beschleunigungskompensierten Horizonts hervorgegangen ist. Dieser historische Tatbestand steht einigermaßen im Gegensatz zu der heute in der amerikanischen Literatur so beliebten, rein legendären Version, "daß sich die Trägheitsortung auf das wohlbekannte Schulerpendel gründe". Dieses hat in Wirklichkeit als solches vorher nie existiert, sondern ist als Nebenprodukt aus dem Studium des Ortungsproblems hervorgegangen. An Hand eines elektromechanischen Simulationsmodells wird geieigt, wie sich die aktuelle Lösung des Problems des 84- Minuten-Pendels als Sonderfall einer allgemeinen Simulationstechnik für die instrumentelle Lösung der Differentialgleichung mit konstanten Koeffizienten darstellen läßt. Einige Grundeigenschaften bezüglich des Fehlerverhaltens werden diskutiert und einige Betrachtungen über die gegenseitige Abgrenzung des Wirkungsbereiches der Beschleunigungsintegration und der Lotwinkelmessung angestellt.
Veranstaltung:
WGL-Tagung, Köln, 1960
Medientyp:
Conference Paper
Sprache:
deutsch
Format:
21,0 x 29,7 cm, 9 Seiten
Veröffentlicht:
Jahrbuch der Wissenschaftlichen Gesellschaft für Luftfahrt, 1960; S.249-257; 1960; Braunschweig : Vieweg
Preis:
NA
ISBN:
ISSN:
Kommentar:
Klassifikation:
Stichworte zum Inhalt:
Verfügbarkeit:
Bestellbar
Veröffentlicht:
1961


Dieses Dokument ist Teil einer übergeordneten Publikation:
Jahrbuch der Wissenschaftlichen Gesellschaft für Luftfahrt 1960