W. Liebe

Unter "Abreißen" sei jene sprungartig über Flügeltiefe und Flügelspannweite eilende Ablösung der Strömung verstanden, die sich im Auftriebsdiagramm als Auftriebsverlust ohne Zusammenhang mit dem geometrischen Anstellwinkel dokumentiert. Das Auftreten eines solchen plötzlichen Auftriebszusammenbruchs ist an die latente Existenz einer von der laminaren Ablösung herrührenden, stromabwärts begrenzten wirbligen Zone geknüpft. Abreißen ist die explosionsartige Aufweitung dieser auf der Flügelnase unter der Hauptströmung liegenden "Blase". Diese vor Jahren ausgesprochene Vermutung findet in neueren Untersuchungen ihre Bestätigung. Maßgebend für eine Aufweitung der Blase ist neben der am Ablösungspunkt mit der Verdrängungsdicke gebildeten Reynoldsschen Zahl ein Grenzwert des "recovery"-Faktors. Das zum Abreißen führende Bersten setzt aber erst ein, wenn Kontakt hergestellt ist mit dem Nachstrom, d. h. wenn mehr Material in diese wirblige Zone einströmt, als aus ihr wegfließt. Wenn es gelingt, den Kontakt mit dem Nachstrom zu unterbinden, wird das Abreißen vermieden. Da die Kontaktbedingung aber auch von der Seite her erfüllt werden kann, sind nicht allein die Vorgänge in der Strömungsebene maßgebend, sondern auch die Ereignisse in der Nachbarschaft. Durch frühzeitige Erfüllung der Kontaktbedingung ebenso wie durch Vorturbulenz wird die Sprunghaftigkeit des Ablösevorgangs beseitigt - allerdings unter Einbuße an Auftrieb.

WGL-Tagung, Köln, 1960

Conference Paper

deutsch

21,0 x 29,7 cm, 4 Seiten

Jahrbuch der Wissenschaftlichen Gesellschaft für Luftfahrt, 1960; S.108-111; 1960; Braunschweig : Vieweg

NA

Das Dokument enthält eine zusätzliche Seite über die anschließende Diskussion

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1961