R. Lusser

Beim Bau von mechanischen und elektronischen Geräten galt die Erzielung einer annehmbaren Zuverlässigkeit von jeher als eine schwierige Aufgabe, aber sie wurde durch sorgfältige Konstruktion und Fertigung fast immer befriedigend gelöst. Mit dem Erscheinen von hochkomplizierten vollautomatischen Geräten, z.B. von gelenkten Flugkörpern, gewann das Zuverlässigkeitsproblem plötzlich höchste Priorität. Seine Lösung ist erschwert durch den allgemein herrschenden Glauben, die Gesamtzuverlässigkeit eines Gerätes sei etwa gleich der durchschnittlichen Zuverlässigkeit seiner Komponenten. In Wirklichkeit ist sie gleich deren Produkt: Pges = P1,P2,?,Pn. Um also ein hochkompliziertes Gerät zuverlässig zu machen, muß man es entweder sehr stark vereinfachen, oder man muß seine Komponenten äußerst zuverlässig machen, oder man muß beides tun. Bei dem heutigen Zug zu immer stärkerer Automatisierung aller Geräte, von der elektrischen Sicherung bis zum Weltraumfahrzeug, nimmt die Komplizierung atemberaubend zu. Leider hält die Zunahme der Komponentenzuverlässigkeit damit bei weitem nicht Schritt. Daher nimmt die Zuverlässigkeit vieler Gerätekategorien ab anstatt zu. Was die bemannten Raumfahrzeuge anbelangt, die aus Millionen von Komponenten bestehen würden, so kann man voraussehen, daß sie katastrophal unzuverlässig sein würden. Von hunderttausend Besatzungen würde kaum eine einzige lebend zur Erde zurückkehren.

WGL-Tagung, Hamburg 1959

Conference Paper

deutsch

A4, 7 Seiten

Jahrbuch der Wissenschaftlichen Gesellschaft für Luftfahrt, 1959; S.30-36; 1959; Braunschweig : Vieweg

NA

Das Dokument enthält eine zusätzliche Seite über die anschließende Diskussion

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1960