R. Claret

Der von der ONERA entwickelte "Sphärant" ist ein Gerät, das dem Benutzer die geographischen Koordinaten des Standortes und die geographische Nordrichtung durch einfaches Visieren und darauffolgendes Ablesen liefert. Wenn dieses Gerät in einer festen Bodenstation benutzt wird, ist es möglich, die Ortung mit einem Fehler von höchstens 2 bis 3 Meilen (ungefähr 5 km) durchzuführen. Soll die Ermittlung an Bord eines Flugzeuges oder eines Schiffes erfolgen, so kann ein geübter Beobachter eine Genauigkeit von derselben Größenordnung dadurch erzielen, daß er den Mittelwert mehrerer Beobachtungen nimmt. Das Gerät liefert unmittelbar brauchbare Werte, es wird also keine Rechenarbeit verlangt. Die für eine Ortung erforderliche Zeit ist nur die zum Anvisieren nötige. Sie ist also sehr kurz, in der Größenordnung von zehn Sekunden. Der ermittelte Wert ist absolut und hängt nicht etwa von einer vorherigen Schätzung des Standortes ab. Die Genauigkeit ist weder eine Funktion der zurückgelegten Strecke, noch der geographischen Zone. Die Stabilität des Fahrzeuges, die Schulung und die mehr oder weniger bequeme Stellung des Beobachters können sie allein beeinträchtigen. Das Gerät ist von geringem Gewicht und sehr leicht zu handhaben. Es könnte mit einem Sextanten verglichen werden; bei diesem werden aber nur Gestirnhöhen vermessen, während bei dem ONERA-Sphäranten die geographischen Koordinaten des Standortes direkt angegeben werden. Das Bauprinzip ist folgendes: Zweckmäßig angelegte mechanische Achsen werden mit Hilfe von Tabellenwerten so eingestellt, daß sie eine Pyramide bilden, deren Kanten homolog sind zu denjenigen der räumlichen Ecke, die durch die Richtungen zweier bekannter Sterne und der Weltachse gebildet wird. Eine optische Visiereinrichtung wird durch eine mechanische Vorrichtung mit dem Winkel der beiden Sternrichtungen in Einklang gebracht und ermöglicht es, die Kanten der Pyramide und der räumlichen Ecke durch Anvisieren der Sterne parallel zu machen. Insbesondere wird die mechanische Achse, die die Weltachse darstellt, parallel zur Pollinie. Das Gerät muß vorher auf die Sternzeit eingestellt werden, zu der die Ortung stattfinden soll, sowie auf die Rektaszension eines der beiden gewählten Sterne. Außerdem wird die Senkrechte durch Einspielenlassen einer Libelle erhalten. Diese Maßnahmen bringen die Anzeigevorrichtungen des Sphäranten auf die Werte der geographischen Länge und Breite. Bei dieser Stellung des Gerätes befindet sich eine der mechanischen Achsen in waagerechter Lage und zeigt die Ost-West-Richtung. Die Achse trägt eine Alhidade, die in die geographische Nordrichtung weist.

WGL-Tagung, Augsburg, 1955

Conference Paper

französich

21,0 x 29,7 cm, 5 Seiten

Jahrbuch der Wissenschaftlichen Gesellschaft für Luftfahrt, 1955; S.123-127; 1955; Braunschweig : Vieweg

NA

Bestellbar

1956