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Titel:

Entwicklungsstand der Luftbildmessung

Autor(en):
W.A. Brucklacher
Zusammenfassung:
Die Luftbildmessung stellt heute, insbesondere soweit es sich um die Vermessung geschlossener größerer Flächen handelt, die führende Vermessungsmethode dar. Ihre Genauigkeit ist so gesteigert worden, daß sie jetzt nicht nur für die Herstellung topographischer Karten, sondern auch für die großmaßstäbliche Katastervermessung eingesetzt wird. Der Fortschritt der Luftbildmessung ist gekoppelt an die Entwicklung des Flugwesens allgemein und an die Verbesserung der Aufnahme- und Auswerteinstrumente. Als wesentliche Aufgaben können genannt werden: Herstellung von Luftbildplänen in Maßstäben zwischen 1: 2000 und 1: 25 000. Wegen Einflüssen der Bildneigung müssen dazu die Originalbilder entzerrt werden. Für diesen Vorgang sind Paßpunkte erforderlich. 3- bis 5 fache Vergrößerung vom Originalbild zum Bildplan kennzeichnet die Wirtschaftlichkeit. Topographische Karten werden in stereoskopischen Auswertegeräten einfacherer Bauart aus Luftbildern hergestellt. Paßpunkte nach Lage und Höhe sind hierzu notwendig. Das meist angewandte Vergrößerungsverhältnis beträgt wegen der in der Regel auf etwa 7000 m begrenzten Flughöhe der Bildflugzeuge nur das etwa 2- bis 3fache. Großmaßstäbliche Karten in Maßstäben 1: 500 bis 1: 10 000 -Katasterkarten ~ werden ebenfalls stereoskopisch aus den Bildern abgeleitet, jedoch wegen der erhöhten Genauigkeitsforderung mit Geräten 1. und 2. Ordnung. Hierbei handelt es sich nicht nur um die graphische Kartierung, sondern auch um numerische Festlegung der Koordinatenwerte diskreter Punkte. Durch Verwendung von Hochleistungs-Objektiven bildet dabei 5- bis Sfache Vergrößerung vom Bild- zum Kartenmaßstab heute die Regel. Die Paßpunktsbestimmung geschieht für Luftbildauswertung mittels der Methoden der Aerotriangulation. Lagepunkte allein werden durch die Bildschlitz-Methode, eine mechanische Form der Radialtriangulation, bestimmt. Für die Ermittlung von Höhenpaßpunkten wird das Verfahren der räumlichen Aerotriangulation angewendet. Auch elektronische Rechenautomaten können in Zukunft für die Lösung dieser Aufgabe herangezogen werden. Der Einführung der Funk-Meßverfahren - Decca, Shoran - für die Bildflugnavigation und Standpunktbestimmung stehen privaten Luftbildfirmen von der finanziellen Seite her Schwierigkeiten entgegen. Den Entwicklungen der photogrammetrischen 1 nstrumente nach 1945 sind die Forderungen zugrunde gelegt: Erhöhung der Wirtschaftlichkeit, Steigerung der Genauigkeit und Vereinfachung der Arbeitsverfahren. Bei den Aufnahmekammern sind zwei Neuerungen bahnbrechend: Die Konstruktion verzeichnungsfreier Hochleistungspbjektive mit wesentlich gesteigertem Auflösungsvermögen und Entwicklung von Zentralverschlüssen mit kürzesten Belichtungszeiten bis 1/1000 sec. Unter Verwendung von Kreiseln, Horizontbildern und Statoskop wird versucht, die Elemente der ?äußeren Orientierung" der Meßbilder zu bestimmen. Konvergent-Aufnahmen erhöhen die Wirtschaftlichkeit und Genauigkeit der Katastervermessung beträchtlich, während für die militärische Aufklärung mit schnellen Düsenflugzeugen aus niedrigeren Flughöhen die Continuous Strip Camera eine bevorzugte Stellung einnimmt. Die oft diskutierte Frage: Film oder Glasplatte als Schichtträger der photographischen Emulsion von Meßbildern hat sich zugunsten des Filmes entschieden. Für die wirtschaftliche Durchführung von Vermessungsflügen wird man für kleine Projekte von 500 km2 Tagesleistung andere Typen von Flugzeugen auswählen als für Großprojekte mit 10 000 km2 Flächenleistung. Hinsichtlich der Flugleistung, des Einbaues der automatischen Kammern· und der Ausrüstung mit speziellen Navigationsinstrumenten werden besondere Anforderungen an die Bildflugzeuge gestellt. Bei den Geräten für die Einbild-Auswertung sind neben den Luftbildumzeichnern die Entzerrungsgeräte beträchtlich weiterentwickelt worden. Eingebaute Rechner mit elektronischen Übertragungselementen vereinfachen und verkürzen die Einpaßarbeit beträchtlich. Bei Verwendung von Fresnel-Linsen-Kondensoren genügen jetzt 75-Watt-Lampen für gute Ausleuchtung bei Vergrößerungen bis zum 6,5fachen. Spezialstanzgeräte für die Bildschlitz-Triangulation erhöhen die Genauigkeit der Paßpunktbestimmung nach dieser Methode. Für die stereoskopische Betrachtung von Meßbildpaaren sind neuartige Stereoskope entwickelt worden, die für die auf allen Gebieten immer stärker zum Einsatz gelangende Luftbildinterpretation Bedeutung haben. Die für die topographische Kartierung bisher hauptsächlich eingesetzten Geräte vom Multiplex-Typ werden abgelöst durch Konstruktionen vom Typ des Stereotop, das mit Rechengetrieben in ganz neuartiger Weise die Auswertung auch geneigter Bilder ermöglicht. Arbeiten in verdunkelten Räumen und mit Verkleinerungen werden dabei ersetzt durch Auswertung mit Originalbildern im Tageslicht. Die Universal-Auswertegeräte stellen durch die bahnbrechende Einführung von Druckzählwerken die Aerotriangulation auf eine ganz neue Basis. Ebenso läßt sich damit jetzt ein numerisches Kataster auch photogrammetrisch aufbauen. Im Hinblick auf die Arbeitsvereinfachung bei Bildorientierung und Auswertung weisen diese Geräte viele Neuerungen auf.
Veranstaltung:
WGL-Tagung, Augsburg, 1955
Medientyp:
Conference Paper
Sprache:
deutsch
Format:
21,0 x 29,7 cm, 14 Seiten
Veröffentlicht:
Jahrbuch der Wissenschaftlichen Gesellschaft für Luftfahrt, 1955; S.92-105; 1955; Braunschweig : Vieweg
Preis:
NA
ISBN:
ISSN:
Kommentar:
Klassifikation:
Stichworte zum Inhalt:
Verfügbarkeit:
Bestellbar
Veröffentlicht:
1956


Dieses Dokument ist Teil einer übergeordneten Publikation:
Jahrbuch der Wissenschaftlichen Gesellschaft für Luftfahrt 1955